Lernen in der Krise

Unsere Kinder lernen in der Krise und aus der Krise

 

LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen der MS Altenberg über ihre Erfahrungen und ihre Erfolge mit Distance Learning

 

Wer sagt, dass unsere Kinder eine verlorene Generation sind? Wer sagt, dass sie in den letzten Monaten weniger gelernt haben als im „normalen“ Unterricht? Viele Medien berichten in letzter Zeit vermehrt über die Lerndefizite der Kinder aufgrund der aktuellen Situation. Gleichzeitig wird der Ruf danach laut, man müsse diese im Ferienunterricht nachholen.

Doch die Erfahrungen der LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern der MS Altenberg sind völlig andere. Unsere Kinder seien eine verlorene Generation? Ganz im Gegenteil. Denn gemeinsam haben wir es geschafft, innerhalb kürzester Zeit auf Krisenmodus umzuschalten. Unsere LehrerInnen rüsteten technisch und didaktisch auf, um mit ihren Schülerinnen und Schülern in konsequentem Kontakt zu bleiben und die Qualität im „Distance Learning“ hoch zu halten.

Wir lernten rasch dazu – ebenso die Kinder und die Eltern. Die Schülerinnen und Schüler entwickelten sich in neuen Bereich weiter und erlernten wichtige Kompetenzen abseits der herkömmlichen Lerninhalte: Vom richtigen Umgang mit digitalen Medien bis hin zur Selbstständigkeit, Zeitmanagement und zur richtigen Zeit die richtigen Fragen stellen. Es war nicht immer leicht – aber erfolgreich.

Das zeigen die Erfahrungen und Erfolge dieser LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen mit Distance Learning an der MS Altenberg:

 

Petra Schmid (Englisch): „Wenn wir neuen Stoff lernen, treffen wir uns alle in einer Englischvideokonferenz. Jeder Schüler erhält eine Einladung per E-Mail und die Konferenz wird in einem für alle sichtbaren virtuellen Kalender angezeigt. Die ganze Klasse ist online versammelt und wir können alle miteinander live kommunizieren. Unterricht funktioniert dann fast wie in der Schule - Handzeichen inklusive! Manchmal gibt es Lehrvortrag, manchmal Gruppenarbeit oder Partnerarbeit. Es werden aber auch Probleme der Schüler besprochen und, falls nötig, Einzel- oder Kleingruppenunterricht abgehalten. Während der Konferenz kann auch der Bildschirm geteilt werden, eine Tafel, eine Power Point Präsentation oder das virtuelle Englischbuch werden für die Schüler sichtbar. Damit gelingt es uns sogar schwierige Grammatikkapitel zu erarbeiten.“

 

Theresa Kastner (Klassenvorstand der 4a): „Ich bin sehr stolz auf meine SchülerInnen. Sie haben sehr viel dazugelernt: Selbstbestimmtes Lernen – Zeitmanagement: Einteilung der Zeit und des Lernstoffes, aber vor allem haben sie gelernt, sich selbst zu organisieren. Dazu gehört auch, dass sie sich zuerst allein mit dem Stoff auseinandersetzen müssen, um so gezielte Fragen stellen zu können. Aus der Not heraus entdeckten sie auch, dass die Bildung von Lerngruppen sehr hilfreich ist. Selbst schwächere Kinder lernten viel dazu, insbesondere mit dem „digitalen Werkzeug“ umzugehen, und sie gewannen an Selbstständigkeit und Eigenverantwortung und somit auch an Selbstwirksamkeit.“

 

Elmecker Julia (Mathematik und Physik): „Ich habe gelernt, eigene Lernvideos zu erstellen. Am Anfang war das noch etwas ungewohnt, aber herausfordernd und spannend. Mit der Zeit haben wir die Wochenpläne mit Online-Unterricht ergänzt. Seit der ersten Stunde haben alle SchülerInnen mit Begeisterung teilgenommen. Wir haben neue Lerninhalte gemeinsam erarbeitet und auch geübt. Das Arbeiten in den breakout rooms (Chat-Room für Gruppenarbeiten)  war für die SchülerInnen und auch für mich eine tolle Erfahrung. Die Teamarbeit mit meinen KollegInnen machte außerdem auch Spaß und wir wurden mit tollen Beiträgen der SchülerInnen belohnt. Die Kinder schickten uns zum Beispiel lustige Filmchen ihrer Physikexperimente, die wir zusätzlich auf unsere Homepage stellen. Ich bin sehr begeistert von den Fähigkeiten meiner SchülerInnen und freue mich immer, sie online begrüßen zu dürfen.“ 

 

Mathe Michael (Klassenvorstand der Integrationsklasse): „Aus meiner Sicht gestaltet sich das Home-schooling sehr differenziert. Es zeigt sich die ganze Bandbreite individueller Entwicklungen und Fähigkeiten. Ich bin sehr stolz auf meine SchülerInnen, weil sich die meisten wirklich reinhängen!

Ich sehe diese Zeit durchaus positiv, was die Entwicklung von technischen Fertigkeiten und Selbstständigkeit sowie Selbstwirksamkeit anbelangt.

Allerdings finde ich, dass die für mich wichtigsten Faktoren für gelungenen Unterricht momentan nicht stattfinden: die soziale Interaktion, Beziehung, im Team lernen, spontan auf Bedürfnisse und Fragen eingehen, diskutieren, miteinander lachen, singen und spielen.“

 

Elisabeth Aichberger (Mutter): „Als meine Kinder im März 2020 zum Home Schooling geschickt wurden, waren wir als Familie ziemlich überfordert mit dieser Situation. Der Familienlaptop war bereits zwölf Jahre alt und wurde nun von zwei Kindern und einer Mutter im Homeoffice in Beschlag genommen. Nach der Aufrüstung unserer Hardware und der Optimierung unserer Internetleistung, sind wir nach anfänglichen Schwierigkeiten in Schwung gekommen. Im dritten Lockdown haben sich Lehrer, Eltern und besonders die Kinder mit der Situation abgefunden und erlernen äußerst selbstständig den vermittelten Lernstoff. Nur durch die gute Zusammenarbeit aller drei Parteien kann dieses System funktionieren. 

Ich bin mir ganz sicher, dass es keine ‚verlorene Generation‘ ist. Natürlich würden die Kinder wieder gerne zur Schule gehen und uns Eltern und den Lehrern wäre mit einem möglichst baldigen Schulstart geholfen, allerdings sollten wir auch all diese neuen Fähigkeiten wertschätzen, die in dieser schwierigen Zeit sehr gewachsen sind. Digitale Grundbildung, der Umgang mit dem Internet und die Selbstorganisation des Unterrichtsalltags sind nur ein paar Beispiele.“

 

Andrea Schlögelhofer (Deutsch): „In manchen Bereichen des Deutschunterrichts arbeiten unsere Schülerinnen und Schüler in Gruppen. Die GruppensprecherInnen erfahren von uns, was sie mit ihrer Gruppe erarbeiten und anschließend im Rahmen einer Videokonferenz präsentieren sollen. Was unsere Kinder jetzt leisten, hätten wir ihnen vor der Zeit des Distance Learnings vielleicht nie zugetraut.“

 

Sonja Eder (Deutsch): „Alle, auch wir LehrerInnen, profitieren von den technischen Fähigkeiten, die wir uns durch diese Situation angeeignet haben. Wir dürfen voneinander und miteinander lernen. Auch wenn es uns zwar lieber ist Konferenzen persönlich abzuhalten, bleiben wir über das Medium Computer in Kontakt. Auf ein baldiges Wiedersehen freuen wir uns aber alle!“

 

Schülerin aus der dritten Klasse: „Ich werde viel selbstständiger. Ich habe gelernt mir die Zeit selbst einzuteilen.“

 

Auch Schulleiterin Renate Staltner sieht diese Erfolge und ist stolz auf die gute Krisen-Zusammenarbeit von LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern: „Ein großes Dankeschön gebührt den Eltern – vor allem den Müttern, die wirklich Großartiges in dieser Zeit leisten. Danke an alle Lehrkräfte und Danke auch an alle fleißigen Kinder – Ihr seid toll. Wir wünschen uns alle, dass dieser Spuk bald vorbei ist und wir wieder gemeinsam lachen, singen und lernen dürfen.“

 

Das Lehrerteam und die Schulleitung der MS Altenberg